Embodied Communication - Kommunikation beiginnt im Körper, nicht im Kopf

Embodied Communication - Kommunikation beiginnt im Körper, nicht im Kopf

von: Maja Storch, Wolfgang Tschacher

Hogrefe AG, 2015

ISBN: 9783456956145

Sprache: Deutsch

192 Seiten, Download: 3732 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Embodied Communication - Kommunikation beiginnt im Körper, nicht im Kopf



1. Kapitel: Der theoretische Rucksack (S. 23-24)

Wieso denn Rucksack? Wollen wir damit etwa sagen, dass alle Theorie mühselig und beladen macht? Nein. Der Gehalt dieser Metapher ist umfassender zu verstehen. Wir meinen einen leichten theoretischen Rucksack, der den Leser und die Leserin nicht belasten soll, sondern den Weg durch das Gelände der Kommunikation erleichtern wird. Die im Rucksack verstaute Theorie soll unsere Reichweite während der Wanderung sogar erweitern. Wir wollen nämlich einige Trampelpfade vermeiden, die in der Kommunikationspraxis in die Irre führen, wie wir in der Einleitung des Buchs schon angedeutet haben. Für einen solchen Irrweg halten wir beispielsweise die Überzeugung, dass in der Kommunikation ein Sender eine Botschaft an einen Empfänger schickt. Es ist wesentlich ertragreicher, davon auszugehen, dass miteinander kommunizierende Personen gemeinsam eine Kommunikation erzeugen. Wir beschreiben das so: Die beteiligten Personen «bilden ein neues System ». Ein weiterer fehlleitender Trampelpfad, den wir meiden werden, besteht in der Auffassung, dass Kommunikation lediglich die Übermittlung von Information sei. Wir vertreten die Auffassung, dass Kommunikation «verkörpert» ist, und nennen diesen Vorgang deswegen auch «Embodied Communication», kurz EC. Kommunikation bezieht den ganzen Körper ein und ist ein umfassender Prozess, der sich verbal-sprachlich wie auch nonverbal vollzieht und der bewusste und unbewusste Ebenen anspricht. Die auf allen Kommunikationsebenen beobachtbare Synchronisation unter kommunizierenden Menschen ist charakteristisch für Kommunikation, die Übertragung von Informationsbits und -bytes ist es hingegen nicht.

Das Denken ist embodied

Das «Projekt Embodiment» und sein wissenschaftliches Umfeld Der Gedanke, dass sogar die Welt des Geistes eine körperliche Basis hat, ist seit einiger Zeit in aller Munde. Wie kann aber der Geist eine körperliche Basis haben, und wie kann gar ein Gedanke «im Munde sein»? Das Projekt vom Geist-im-Körper ist auch ein Projekt vom Körper-im-Geist, denn der Körper beeinflusst den Geist und umgekehrt auch der Geist den Körper. International wird heute der Begriff «Embodiment» verwendet, wenn diese beiden Aspekte der Verkörperung des Geistes herausgestellt werden sollen. Ein naheliegender Aspekt von Embodiment ist, dass der Geist und damit alle unsere Gedanken nicht ohne das Gehirn auskommen. Das ist in der Tat ebenso richtig wie banal. Dass der Geist immer zusammen mit einem einigermaßen funktionierenden Gehirn auftritt, wird gegenwärtig ohnehin nur von wenigen, esoterisch oder religiös fühlenden Menschen bezweifelt. In ihrer Extremform wurde diese banale Einsicht in die Körperlichkeit des Geistes jedoch zu einem neuen Credo: Alle geistigen und psychischen Vorgänge seien demnach nichts weiter als und nichts anderes als neuronale Prozesse, also Prozesse, die im Gehirn und den anderen Nerven ablaufen (siehe auch die exemplarische Hirnforscherin weiter unten). Die Neuro-Extremisten sagen: Psychologie wird eines Tages vollständig durch Neurowissenschaft ersetzt werden. Auch unsere alltagspsychologische Sprache, mit der wir unser Handeln begleiten, würde dann langsam verschwinden. Unserer Meinung nach ist das auf banale Weise falsch. Es missachtet das Bewusstsein, das jeder Mensch von seiner geistigen inneren und materiellen äußeren Welt hat. Mit dem Wort «Embodiment» wollen wir daher keineswegs den Geist auf das Gehirn reduzieren. Wir befürworten keinerlei Form des «Reduktionismus»:

Reduktionismus bezeichnet eine Lehrmeinung, die die Vielfalt der Dinge auf wenige grundlegende Dinge zurückführen möchte. Damit soll die Welt verständlicher werden. Reduktionisten gibt es auf allen Gebieten, man erkennt sie daran, dass sie häufig sagen, irgendetwas sei NICHTS ALS irgendwas anderes. Einsteins berühmte Formel E=mc2 besagt beispielsweise, Energie ist nichts anderes als verdichtete Materie (Einstein sagte aber auch: «Mache die Dinge so einfach wie möglich – aber nicht einfacher.»). Auf Reduktionisten trifft man häufig im Dunstkreis der Psychologie: Für wirklich radikale Hirnforscher

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