Kursplanung, Lerndiagnose und Lernerberatung - Handreichung für die Bildungspraxis

Kursplanung, Lerndiagnose und Lernerberatung - Handreichung für die Bildungspraxis

von: Verena Buddenberg, Kerstin Hohenstein, Cornelia Holzapfel

wbv Media, 2007

ISBN: 9783763935673

Sprache: Deutsch

261 Seiten, Download: 1307 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Kursplanung, Lerndiagnose und Lernerberatung - Handreichung für die Bildungspraxis



3.1 Verständnis von Lernstandortbestimmung (S. 37-38)

Monika Uemminghaus

In diesem Kapitel geht es darum, Lernstandortbestimmungen (Lobe) vom schulisch geprägten Begriff der Lernerfolgskontrolle abzuheben und in ihrer Unterstützungsund Beratungsfunktion näher zu charakterisieren.

Bevor näher darauf eingegangen wird, wie Lernstandortbestimmungen gewinnbringend in Seminare implementiert werden können, wird zuerst geklärt, was im Rahmen des Projekts mit der Begrifflichkeit gemeint ist.

Unter Lernen wird hier der Erwerb oder die Modifikation von Wissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten oder Einstellungen verstanden. Die Art und Weise, in der dieser Prozess abläuft, kann von Reiz - Reaktion - Lernen bis hin zu komplexen kognitiven Vorgängen reichen.

Im Projekt Variation von Lernumgebungen (VaLe) haben wir Lernen im zuletzt genannten Sinn - als Prozess der Informationsverarbeitung begriffen (vgl. Kaiser, Kaiser 2006, Kaiser 2003, Kaiser, Lambert, Uemminghaus 2003). Lernen ist das erfolgreiche Bearbeiten eines Problems, das mit dem bisher vorhandenen Wissen und den zur Verfügung stehenden Kompetenzen nicht gelöst werden konnte. Dieser Prozess sollte nicht als kognitiv verkürzt begriffen werden: Es spielen auch motivationale und emotionale Vorgänge eine wesentliche Rolle. Ausgehend von dieser Definition bietet es sich an, unter Lernen den Erwerb neuer oder die Modifikation vorhandener, breit gefächerter Kompetenzen durch Verarbeitung dafür relevanter Informationen zu verstehen.

Neben der Erweiterung des fachlich/inhaltlichen Wissens (z.B. das Erlernen neuer Vokabeln in einem Sprachkurs) kann damit beispielsweise auch die methodische (Einüben von Strategien der Zeitplanung in einem Führungskräftetraining), die reflexive (Veränderung der Einstellung zu Essgewohnheiten in einem Diätseminar) und die soziale Kompetenz (Erhöhen der Fähigkeit zur Teamarbeit in einer Mitarbeiterschulung) gemeint sein. Jedoch sind im Weiterbildungsalltag Kurse meist nicht einseitig auf einen dieser Bereiche ausgerichtet.

Lernerfolg bedeutet in diesem Zusammenhang folglich die faktisch erreichte Erhöhung oder Modifikation von Kompetenzen, die beim Lernen angestrebt wurden.

Dieser Lernerfolg lässt sich je nach Lernintention und intendiertem Wissen beziehungsweise Fähigkeiten mit unterschiedlichen Verfahren messen. Dies entspräche dem häufig, gerade im schulischen Bereich, verwendeten Begriff der Lernerfolgskontrolle.

Für den Bereich der Erwachsenenbildung war es nötig, den Begriff noch zu modifizieren.

Verständnis von Lernstandortbestimmung im Projekt

Unter Lernerfolgsmessung verstanden wir im Projekt Lernerfolg und Lernerfolgskontrolle (LeKo) auf das jeweilige Seminar angepasste Verfahren zur Feststellung dessen, was sich der individuelle Lernende im Kursverlauf aneignen konnte. Dabei sind neben kognitiven Aspekten auch Wissen, Kenntnisse und Fähigkeiten im sozialen und emotionalen Bereich im Blick zu behalten, da der Lerner ebenso wie der Lernerfolg in seiner Ganzheitlichkeit erfasst werden soll.

Es wird immer wieder argumentiert, dass aufgrund der schulischen Erfahrungen der Begriff der Lernerfolgskontrolle oder auch der Lernerfolgsmessung häufig negativ besetzt, teilweise sogar mit Angst erzeugenden Einstellungen belastet sei. Wird in Erwachsenenbildungsseminaren angekündigt, dass Lernerfolgskontrollen zum Einsatz kommen, um das im Seminar Gelernte zu überprüfen, ist nach dieser Sichtweise mit Negativreaktionen oder sogar Verweigerung der Teilnehmenden zu rechnen. Zudem würde das die Lernatmosphäre im Kurs belasten und die Motivation der Lerner reduzieren. Will man trotzdem nicht auf die positiven Seiten von Lernerfolgsmessung, wie unter anderem die Rückmeldungsmöglichkeit über den aktuellen Wissens- und Kenntnisstand und die Anregung zur weiteren effektiveren Planung der Lernschritte, verzichten, sollte man von daher sinnvoller Weise jede Assoziation an den schulischen Bereich vermeiden und einen anderen ,neutraleren’ Begriff verwenden.

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