Game-based-learning zwischen Spiel und Ernst

Game-based-learning zwischen Spiel und Ernst

von: Ulrich Wechselberger

kopaed, 2013

ISBN: 9783867367813

Sprache: Deutsch

358 Seiten, Download: 3330 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Game-based-learning zwischen Spiel und Ernst



Kapitel 4 Computerspielen als soziales Handeln (S. 127-128)

Die aus der Theorie abgeleiteten Vermutungen des vorherigen Kapitels lauten: Bei Lernspielen sind sowohl Konstrukt- als auch Handlungs- und Rahmungsdimension zu berücksichtigen. Das Play steuert motivierende Unterhaltungsmechanismen bei, reduziert aber mittels seines Wesens ebenso wie die Symbolik des Game die wahrgenommene Authentizität des Spiels. Die hier fokussierten Informations- und Motivationspotenziale stehen somit komplementär zueinander. Dreh- und Angelpunkt dieses Verhältnisses ist der subjektive Handlungssinn, der wiederum nicht ohne den sozialen Kontext untersucht werden sollte. Dieses Kapitel geht detailliert auf die Genese dieses Handlungssinns, die Ausrichtung des Handelns und den Einfluss des sozialen Umfelds sein. Das Kapitel hat drei Funktionen: Es soll die in der Literatur meist voneinander isolierten theoretischen, bis hierhin geschilderten Positionen in ein schlüssiges Rahmenmodell integrieren. Es soll die Ausführungen aus den vorherigen Kapiteln theoretisch ergänzen und die Lücken zwischen diesen füllen. Es soll die Überführung der meist abstrakten bisherigen Ausführungen in eine exemplarische empirische Untersuchung vorbereiten. Der nun folgende Teil der Arbeit untersucht die subjektive Konstitution des Handlungssinns (Spiel vs. Ernst) unter Berücksichtigung des sozialen Kontexts und die Auswirkungen dieses Prozesses auf die Interpretation medial vermittelter Bedeutung und das Vergnügen. Dieser Vorgang berührt drei Aspekte:

1. subjektive Interpretationsprozesse einschließlich ihrer psychosozialen Einflussfaktoren,
2. objektive Sachverhalte und Strukturen (den situativen Kontext und das Spielmedium) sowie
3. die daran anschließende Reaktion des Individuums.

Gemeinsam mit den weiter oben genannten Funktionen dieses Kapitels stellen sich damit folgende Anforderungen an den theoretischen Rahmen, anhand dessen die Untersuchung erfolgen soll: Die bisherigen Ausführungen müssen sich schlüssig in ihn integrieren lassen. Er muss das Zusammenspiel objektiver und subjektiver Strukturen modellieren. Und er sollte einen Beitrag zur Operationalisierung der modellierten Strukturen leisten. Einen theoretischen Rahmen, der diese Anforderungen erfüllt, bietet das Modell der soziologischen Erklärung von Hartmut Esser (1999, 2000a,b,c,d, 2001, 2002). Erst werden die Hintergründe und Grundzüge des Modells kurz dargestellt. Die darauffolgenden Abschnitte erläutern detailliert die beiden für diese Abhandlung wesentlichen Bestandteile von Essers Arbeit. Abschließend werden Essers Modell und die theoretischen Positionen der vorherigen Kapitel miteinander verknüpft.

4.1 Grundlagen

4.1.1 Ziel

Essers Ziel ist, historische Wirklichkeiten sozialer Prozesse und Gesellschaften nicht bloß zu beschreiben, sondern sinnverstehend zu erklären (Esser 2001, S. 531–534, 2002, S. IX–XIX). Eine solche Erklärung schließt deduktiv aus allgemeinen Gesetzen und den sozialen Randbedingungen logisch auf das zu erklärende20 Phänomen, sie ordnet etwas bis dato Unbekanntes in etwas im Prinzip Bekanntes ein (Esser 1999, S. 42–43). Esser versucht, zentrale Konzepte der erklärenden Gesellschaftswissenschaften (insbes. Soziologie, Sozialpsychologie und Ökonomie) zu einem einzigen Grundmodell der soziologischen Erklärung zusammenzufügen. Er strebt nach einer Soziologie für alle Spezialfragen, Perspektiven, Gesellschaften und Epochen. Die Unterschiede zwischen diesen werden in den verschiedenen Randbedingungen berücksichtigt, nicht aber im allgemeinen, erklärenden Grundgerüst. Esser weiß und nimmt in Kauf, dass er klassische soziologische Grenzen zwischen den verwendeten Theorien und Paradigmen übertritt. Er verpflichtet sich keinem einzelnen Paradigma (auch nicht, wie ihm vorgeworfen wird, dem Rational-choice-Ansatz), er möchte vielmehr zu einer Einheit der Soziologie beitragen, in der soziologische Paradigmen und Sozialpsychologie integriert werden. Dieser Integrationsanspruch führt dazu, dass Essers Modell auch auf die Themenstellung der vorliegenden Arbeit anwendbar ist.

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