Diagnostik psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter
von: Manfred Döpfner, Franz Petermann
Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2012
ISBN: 9783840924026
Sprache: Deutsch
193 Seiten, Download: 1763 KB
Format: PDF, auch als Online-Lesen
Unter F8 und F9 sind in der ICD-10 jene Störungen zusammengefasst, die typischerweise im Kindesoder Jugendalter beginnen. Allerdings sind prinzipiell auch alle anderen Diagnosen bei Kindern und Jugendlichen anwendbar, etwa die Diagnose von Essstörungen (unter F5) oder von Depression (unter F3). Im allgemeinen werden bei diesen Diagnosen die gleichen Kriterien für Kinder, Jugendliche und Erwachsene angelegt. Bei einzelnen Diagnosen (z.B. bei Angstund bei depressiven Störungen) werden im DSM-IV-TR allerdings für Kinder und Jugendliche ergänzend spezifische Kriterien aufgeführt (z.B. unterschiedliche Mindestzeiträume des Auftretens der Symptomatik oder zusätzliche Symptome).
Tabelle 2 gibt eine Übersicht über die in der ICD-10 unter F8 zusammengefassten Entwicklungsstörungen und die entsprechenden Störungen im DSM-IV-TR. Im DSM-IV-TR werden die korrespondierenden ICD-10-Kodierungen angegeben. Bei den unter F8 zusammengefassten Entwicklungsstörungen geht man gemäß der ICD-10 davon aus, dass
• der Beginn der Störungen ausnahmslos im Kleinkindalter oder in der Kindheit liegt,
• eineEinschränkungoderVerzögerungderEntwicklungvonFunktionen vorliegt, die eng mit der biologischen Reifung des Zentralnervensystems verknüpft sind und
• einstetigerVerlaufohnediefürpsychischeStörungensonsttypischen Remissionen (Rückgang der Symptomatik) und Rezidive (Rückfall) beobachtet werden kann.
Das DSM-IV-TR nimmt diese Gruppierung nicht vor und umgeht damit Abgrenzungsprobleme, beispielsweise zur hyperkinetischen Störung, für die wesentliche Kriterien einer Entwicklungsstörung ebenfalls zutreffen (vgl. Döpfner, Frölich & Lehmkuhl, 2012a). Entsprechend der Strategie von ICD-10, für jene Störungen, die häufig gemeinsam auftreten, eine Kombinationsdiagnose vorzusehen, wird mit dem Abschnitt F83 eine Diagnosekategorie für „kombinierte umschriebene Entwicklungsstörungen“ gebildet, die dann vergeben werden soll, wenn mehr als eine der …