Strategien der Sprachförderung im Kita-Alltag

Strategien der Sprachförderung im Kita-Alltag

von: Cordula Löffler, Franziska Vogt

ERNST REINHARDT VERLAG, 2015

ISBN: 9783497602247

Sprache: Deutsch

119 Seiten, Download: 5802 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

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Strategien der Sprachförderung im Kita-Alltag



2 Kindlicher Spracherwerb

Von Andrea Haid und Cordula Löffler

Für eine gezielte Förderung von Kindern ist die Diagnostik sprachlicher Fähigkeiten und Schwierigkeiten unerlässlich. Fried (2006) kritisiert, dass sprachdiagnostische Instrumente vor allem nur für Experten entwickelt werden. Auch Kany / Schöler (2010) sehen die Notwendigkeit einer frühpädagogischen Sprachdiagnostik im Kindergarten und fordern in diesem Zusammenhang, die diagnostischen Fähigkeiten von frühpädagogischen Fachpersonen gezielt zu schulen. Sie geben einen Überblick sowie eine Bewertung zu vorhandenen diagnostischen Verfahren sowie standardisierten Testverfahren (Kany / Schöler 2010).

Das vorliegende Buch enthält einen Bogen der den ersten wichtigen Schritt der Diagnostik fokussiert: die Beobachtung (Abb. 1) (Vorlage „Leitfragen zur Beschreibung von Sprachkompetenz“ zum Selbstausfüllen im Online-Material).

Einer Frühpädagogin im Kindergarten wird es kaum möglich sein, eine umfassende Sprachstandsdiagnostik auf allen Ebenen durchzuführen. Der hier verwendete Beobachtungsbogen liefert daher Leitfragen, die eine qualitative Beobachtung und nachfolgend eine Einschätzung der Kompetenzen eines Kindes auf den unterschiedlichen Sprachebenen unterstützen. Dabei orientiert sich der Beobachtungsbogen an den Erwerbsphasen innerhalb der einzelnen Sprachebenen.

2.1 Meilensteine des Spracherwerbs

Um Sprache zu beschreiben, bedient sich die Sprachwissenschaft (Linguistik) einzelner Betrachtungsebenen. Dabei wird das System Sprache wie folgt unterteilt:

Wie ist die Sprache in Bezug auf die Bedeutung der Wörter Wortschatz aufgebaut? (Wortschatz)

Welche grammatischen Regeln gelten in der Sprache? (Grammatik)

Welche Laute und Lautverbindungen gibt es in der Sprache? (Laute)

Was bewirkt Sprache auf kommunikativer Ebene und welche Handlungen löst Sprache aus? (Pragmatik) Was bewirkt zum Beispiel die Aussage „Ich habe Hunger“ bei meinem Gegenüber?

Beobachtungsbogen „Leitfragen zur Beschreibung von Sprachkompetenz“

Vorlage: Leitfragen zur Beschreibung von Sprachkompetenz
       
Kind:      
       
Geschlecht: Alter: Erstsprache: Datum:
       
Bemerkung:      
       
Beobachtungsbereiche Beobachtungen und Beispiele

Spielverhalten

Wie und womit spielt das Kind?

Spielt das Kind mit anderen Kindern oder lieber allein?

 

Motorik

Wie sind die Grobmotorik und die Feinmotorik des Kindes?

 

Wahrnehmung

Zeigen sich in Bezug auf die Wahrnehmung nennenswerte Beobachtungen (z. B. Unterscheidung von Farben)?

Gibt es z. B. Auffälligkeiten bzgl. des Hör- und Sehvermögens?

 

Sprachverständnis

Wie reagiert das Kind auf einfache Aufforderungen (im Alter von 2–3 Jahren) bzw. auf komplexe Aufforderungen (im Alter von 3–4 Jahren)?

Kann es das Gehörte umsetzen, braucht es unterstützende Gesten, orientiert es sich an anderen Kindern oder fragt es nach?

Gibt es Situationen, in denen das Kind besser bzw. schlechter versteht? Wie lassen sich diese Situationen beschreiben?

 

Wortschatz

Wie signalisiert das Kind, dass es etwas haben möchte? Verwendet das Kind die korrekten Bezeichnungen oder zeigt es eher auf die Gegenstände?

Vermeidet das Kind sprachliches Verhalten, indem es z. B. schweigt oder mit Floskeln reagiert (wie „Weiß nicht“)?

Wenn ein Kind ein Wort nicht weiß, ersetzt es dieses durch ein anderes Wort? Welche „Ersatzwörter“ werden verwendet?

Wie reagiert das Kind, wenn es die Bedeutung eines Wortes nicht verstanden hat? Fragt es nach?

Wie reagiert das Kind, wenn es merkt, dass es etwas falsch gesagt hat? Korrigiert sich das Kind selbst oder übernimmt es Korrekturen von anderen Personen?

 

Lautung

Wie verständlich spricht das Kind?

Welche Laute (u. a. /sch/, /r/, /s/, /k/, /g/, /ng/) bildet das Kind nicht richtig?

Lässt das Kind Laute aus oder ersetzt es Laute durch andere („delb“/gelb, „drün“/grün)? Welche Laute werden durch andere ersetzt?

 

Grammatik

Wie spricht das Kind über sich selbst (Ich-Form oder Name)?

Wie verwendet das Kind Verben/Tätigkeitwörter (in gebeugter Form wie „Der Hund bellt“ oder in der Grundform wie „Hund bellen“)?

Verwendet das Kind den Artikel vor dem Nomen/Hauptwort bzw. verwendet es den Artikel richtig?

Wie bildet das Kind den Plural/die Mehrzahl? Kann das Kind den Dativ/dritten Fall richtig bilden (wie „dem Mann“ oder „der Frau“)? Verwendet das Kind den dritten Fall gemeinsam mit Präpositionen (wie „mit dem Hund“)? Wenn das Kind den Dativ noch nicht richtig verwenden kann, wie ersetzt es den Dativ („er gibt den Mann den Ball“)?

Wie erzählt das Kind von Begebenheiten, die bereits vergangen sind, d. h. wie bildet es die Vergangenheit (wie „Ich bin mit dem Bus gefahren“)?

Bildet das Kind Nebensätze (wie „Ich esse gerne ein Eis, wenn die Sonne scheint“)? Welche Art von Nebensätzen verwendet es (bitte Beispiele nennen)?

 

Kommunikation

Hält das Kind die allgemeinen Kommunikationsregeln ein (u. a. Blickkontakt, Sprecherwechsel)? Wenn nein, was fällt auf?

 

Wie kommuniziert das Kind mit anderen Kindern?

Wie verhält sich das Kind bei Gruppengesprächen? Kann das Kind zuhören und/oder selbst eine passenden Beitrag ins Gespräch einbringen?

Wie reagiert das Kind in schwierigen Situationen (u. a. Streit, Angst)? Hält sich das Kind sprachlich zurück oder kann es sich sprachlich äußern?

Wie beteiligt sich das Kind an Rollenspielen (Spiel- und sprachliches Verhalten)?

 

Erzählkompetenz

Wie berichtet das Kind von selbst Erlebtem? Erzählt es gern davon?

 

Ergreift das Kind selbst die Initiative, etwas zu erzählen oder muss es von einer anderen Person (anderes Kind oder Erwachsener) zum Erzählen aufgefordert werden?

Erzählt das Kind gehörte/vorgelesene Geschichten nach? Wenn ja, wie gut nachvollziehbar sind die Erzählungen?

Setzt sich das Kind aktiv mit Erzähltem/Vorgelesenem auseinander? Stellt es u. a. Fragen?

 

Redefluss

Wie lässt sich der Redefluss des Kindes beschreiben? Ist das Sprechen vorwiegend gut verständlich oder häufig überhastet (u. a. Auslassung von Wortteilen oder ganzen Wörtern)?

Ist eine stotternde Sprechweise zu beobachten? Wenn ja, wie zeigt sich das (u. a. „steckenbleiben“, häufige Wiederholung einzelner Wörter)?

 

Dialekt

In welcher sprachlichen Varietät (Dialekt vs. Standarddeutsch/Schriftdeutsch) spricht das Kind am häufigsten?

Wenn das Kind häufiger Dialekt spricht, wie reagiert es, wenn es in Standarddeutsch angesprochen wird und umgekehrt? Antwortet das Kind in Standarddeutsch oder im Dialekt?

Wie spricht das Kind in Rollenspielen? Wechselt es manchmal spontan zwischen Dialekt und Standarddeutsch?

Gibt es Situationen, in denen das Kind Standarddeutsch spricht? Wie lassen sich diese Situationen beschreiben?

 

Mehrsprachigkeit

Welche Erstsprache bzw. Erstsprachen hat das Kind?

Mit wem kommuniziert das Kind in welcher Sprache?

Welche Sprache wird im Kindergarten vorwiegend von diesem Kind benutzt?

Wie reagiert das mehrsprachig aufwachsende Kind, wenn es ein Wort in einer seiner Sprachen nicht kennt? Setzt es das entsprechende Wort aus der anderen Sprache ein?

 

Vorläuferfähigkeiten für den Schriftspracherwerb

(im weiteren Sinne)

Wie verhält sich das Kind beim Singen? Kann das Kind bei bekannten Liedern u. a. den Text mitsingen?

Welches Rhythmusgefühl hat das Kind? Kann das Kind einen Rhythmus mitklatschen und/oder zur Musik im Takt hüpfen?

Wie geht das Kind mit Reimen um? Bildet das Kind eigene Reime und/oder Unsinnsreime? Kennt das Kind Abzählreime und kann richtig abzählen, d. h. den Abzählreim aufsagen und im Sprachrhythmus auf die Kinder zeigen?

Wie geht das Kind mit Schriftzeichen um? Interessiert sich das Kind für Schrift und/oder fragt nach, was z. B. in/auf einem Buch oder Plakat steht?

Wie geht das Kind mit Bilderbüchern um? Interessiert sich das Kind...

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