Lerntechniken von A bis Z - Infos, Übungen, Tipps

Lerntechniken von A bis Z - Infos, Übungen, Tipps

von: Gustav Keller

Hogrefe AG, 2011

ISBN: 9783456949413

Sprache: Deutsch

169 Seiten, Download: 1886 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Lerntechniken von A bis Z - Infos, Übungen, Tipps



20 Auswendiglernen

Etwas auswendig lernen heißt, dass man das Gelernte ohne äußere Hilfsmittel aus dem Gedächtnis wiedergeben kann. Auch das Auswendiglernen will gelernt sein. Diesbezügliches Methodenwissen braucht man, wenn ein Gedicht, ein Lied oder eine Theaterrolle verinnerlicht werden soll.

Bevor man mit dem Verinnerlichen beginnt, sollte man den Text sinnverstehend lesen. Wer ihn nicht versteht, macht sich das Auswendiglernen schwer. Dies bedeutet zum Beispiel, dass man nachschlägt oder nachfragt, was unbekannte Wörter bedeuten. Zusätzlich kann das Sinnverstehen gefördert werden, wenn man sich den Inhalt, die Ereignisfolge und vorkommende Personen vor seinem inneren Auge konkret vorstellt. Und man kann auch den Textinhalt in Form einer Stichwortkette zusammenfassen. Nachdem man sich den Textsinn erarbeitet hat, liest man den ganzen Text nochmals, und zwar möglichst laut. Beim Lautlesen soll auch noch herausgefunden werden, welche Wörter zum Zweck der Verdeutlichung besonders zu betonen sind. Diese unterstreicht man.

Jetzt beginnt das Einprägen. Der erste Arbeitsschritt besteht darin, den Text in verdaubare Portionen zu gliedern. Muss man ein aus zehn Zeilen bestehendes Gedicht lernen, teilt man dieses in fünf Portionen auf:
Zeile 1 + 2 Zeile 3 + 4 Zeile 5 + 6 Zeile 7 + 8 Zeile 9 + 10
Nach der Portionierung lernt man die erste Portion, also Zeile 1 + 2, bis man sie auswendig aufsagen kann. Danach prägt man Zeile 3 + 4 ein, bis man sie wiedergeben kann. Und jetzt versucht man die Zeilen 1 bis 4 auswendig aufzusagen. Klappt dies, werden die Zeilen 5 + 6 gelernt. Sitzen sie, beginnt man mit dem Aufsagen der Zeilen 1 bis 6. Dieses systematische Vorgehen wird so lange fortgesetzt, bis man das ganze Gedicht auswendig kann.

Wenn es mit dem Einprägen da und dort hapert, denkt man sich zu den entsprechenden Passagen und Wörtern einprägsame Bilder aus. Oder man setzt an diesen Stellen bewusst seine Mimik und Gestik ein. Ist der auswendig zu lernende Text sehr lange, sind nach größeren Abschnitten Verschnaufpausen fällig. Diese Lernpausen verhindern, dass vorausund rückwirkende Gedächtnishemmungen auftreten. Sehr zu empfehlen ist übrigens, im Stehen zu üben. In dieser Körperposition fallen das Atmen und damit auch das Sprechen leichter.

Wenn das Auswendiglernen nachmittags oder am Frühabend stattfindet, ist es sinnvoll, vor dem Schlafengehen nochmals eine Lernkontrolle durchzuführen.

Übung
Lerne das folgende Gedicht nach der beschriebenen Methode. Der Vogel
Es sitzt ein Vogel auf dem Leim,
Er flattert sehr und kann nicht heim. Ein schwarzer Kater schleicht herzu, Die Krallen scharf, die Augen gluh. Am Baum hinauf
und immer höher Kommt er dem armen Vogel näher
Der Vogel denkt: Weil das so ist Und weil mich doch der Kater frisst, So will ich keine Zeit verlieren,
Will noch ein wenig quinquilieren Und lustig pfeifen wie zuvor.
Der Vogel, scheint mir, hat Humor.
Wilhelm Busch

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