Wiedersehen mit Vamperl
von: Renate Welsh
dtv, 2010
ISBN: 9783423403429
Sprache: Deutsch
112 Seiten, Download: 2895 KB
Format: EPUB, PDF, auch als Online-Lesen
Vorsicht! (S. 82-84)
Frau Lizzi fand Hermannstadt schön, aber anstrengend für ihre Knie. Sie hatte Ansichtskarten an Hannes und an den Wetterkundler geschrieben und für beide prächtig geschnitzte Bleistiftschachteln gekauft, jetzt war sie froh, dass sie wieder im Bus saß und die wundervolle Aussicht auf die Berge im Sitzen genießen konnte. Erlebnisse mit Vamperl gingen ihr durch den Kopf. Es gab so viele Kirchtürme, so viele Schlösser, so viele alte Klöster in diesem Land, so viele Plätze, wo eine junge Vampirfamilie sich höchst gemütlich einrichten könnte. Sie war überzeugt, dass Vamperl und Vamperlina inzwischen Kinder hatten oder mindestens ein Kind. Sobald sie nach Hause kam, musste sie sich erkundigen, wie lange die Tragzeit bei Fledemäusen dauerte. Obwohl natürlich das, was für Fledermäuse galt, nicht für Vampire gelten musste, und schon gar nicht für Vamperl und seine Gefährtin. Der Bus blieb stehen, die Gesellschaft folgte artig dem Reiseleiter zu den Resten einer alten Burganlage. Denise und Dennis kletterten sofort auf die brüchige Mauer und baten Frau Lizzi sie da oben zu fotografieren. Im Sucher sahen die beiden noch jünger und noch strubbeliger aus als sonst.
Eusebius erzählte Leonora irgendetwas, sie lachten vergnügt und achteten nicht darauf, dass sowohl Frau Pfeiffer als auch Herr Stanzer sie mit höchst missbilligenden Blicken beobachteten. Lucinda hatte in der Wiese ein Kräutlein entdeckt, das sie schon lange suchte, und sich jubelnd darauf gestürzt. Herr Schmied betrachtete die Berge mit seinem üblichen sorgenvollen Blick, während seine Frau mit hoch erhobenen Armen dastand und feierlich verkündete, dies sei ein ganz besonderer Platz, sie fühle deutlich die Gegenwart der alten Götter. Sie begann zu summen, eine sehr getragene Melodie, die auf- und abschwoll.