Qualitative Forschungsmethoden

Qualitative Forschungsmethoden

von: Arthur J. Cropley

Verlag Dietmar Klotz, 2005

ISBN: 9783880744608

Sprache: Deutsch

199 Seiten, Download: 1054 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Qualitative Forschungsmethoden



Kapitel 4

Qualitative Datenerhebungsverfahren (S. 89-90)

Qualitative Datenerhebungen basieren auf der Beobachtung von "Fällen" durch einen Forschungsleiter, um das Verständnis der Realität von Menschen (den "Fällen") zu untersuchen. Die Beobachtungen erfolgen mittels verschiedenartiger Verfahren - am häufigsten Interviews, obwohl auch andere Verfahren möglich sind, u.a. teilnehmende Beobachtung. Auch "indirekte" Beobachtungen, bei denen es keinen persönlichen Kon-takt zwischen dem Fall und dem Forschungsleiter gibt, sind möglich, mittels z.B. Tagebücher, Briefe, Zeitungsartikel, Filme u.ä., eigentlich "jeder Art von Bedeutungsträger" (Kromrey, 2000, S. 298). Wie auch immer das Rohmaterial erhoben wird, so ist die endgültige Form der Daten fast immer ein schriftliches Protokoll, dass möglicherweise durch Notizen oder Audio- bzw. Videobänder unterstützt wird. Das folgende Kapitel befasst sich mit diesen Verfahren, insbesondere mit Interviews: nicht-strukturierten, teilstrukturierten und strukturierten Interviews, sowie Tiefeninterviews und Gruppengesprächen.

Die Wesensart qualitativer Daten

Die qualitative Forschung bezieht sich auf "erfahrungsbezogenes" bzw. "praktisches" Wissen (Heron, 1992): Der Forscher interessiert sich für "Beweismaterial aus dem Alltag" (Hamel, 1993, p. 31). Wie sehen solche Daten aus und wie werden sie erhoben? Kurz gesagt erfordert die Erhebung qualitativer Daten "rationale, verbale Erfahrungsberichte". In diesem Kapitel wird auf die Technologie der Erhebung solcher Berichte eingegangen.

Die physische Form von Daten: Den Kern von qualitativen Datenerhebungsverfahren bildet eine Interaktion zwischen der einen Person, die sich für einen bestimmten Inhaltsbereich besonders interessiert (dem Forscher) und einer anderen, die über persönliches, erfahrungsbezogenes Wissen bezüglich dieses Bereiches verfügt (dem Fall, dem Teilnehmer). Die vom Teilnehmer zur Verfügung gestellten Informationen bilden die Datengrundlage. Diese sind fast immer verbale Berichte (über Ausnahmen wird unten diskutiert). Die Inhalte von Interviews werden sehr häufig, obwohl nicht immer, vom Forscher festgehalten, z.B. als wortwörtliches Protokoll, als Gesprächsnotizen oder als Gedächtnisprotokoll, bzw. mit Hilfe elektronischer Geräte wie etwa Tonband- bzw. Videogeräten. Elektronisch aufgenommene Interviews müssen so gut wie immer transkribiert werden, mit dem Ergebnis, dass das Endprodukt in der Regel aus einem Protokoll besteht, eventuell vom ursprünglichen Mitschnitt gestützt. Einige Forscher betonen die Relevanz dieses unterstützenden Materials - z.B. Videoaufnahmen - (s. Kapitel 5). Zusammenfassend ist anzumerken: Egal welche Form die Aussagen ursprünglich hatten (Interview, geschriebenes Dokument, Video- bzw. Audioband usw.), es ergeben sich aus fast jeder qualitativen Untersuchung Texte, die analysiert werden müssen.

Indirekte Datenquellen: Obwohl es in der Psychologie und der Pädagogik als eher ungewöhnlich gilt, können empirische qualitative Untersuchungen durchgeführt werden, ohne Daten überhaupt zu erheben! Dies erfolgt durch die Übernahme von bereits bestehendem Material. Eine offensichtliche Quelle bilden Aussagen, die ihrerseits für einen anderen Zweck schriftlich fixiert wurden: Z.B. Tagebücher, Biografien oder Briefe, in denen Menschen ihre Eindrücke über ihre Erfahrungen niederschrieben. Zum damaligen Entstehungszeitpunkt wurden solche Dokumente meistens nicht für die breite Öffentlichkeit verfasst, eine Tatsache, die die Frage nach der ethischen Vertretbarkeit aufwirft. Weitere Beispiele bieten Dokumente, die veröffentlicht werden sollten, z.B. politische Reden oder Predigten. Hier ist die ethische Frage weniger schwerwiegend. Mehr oder weniger unter den Augen der Öffentlichkeit liegen Materialien wie etwa politische Verlautbarungen oder Gesetzestexte, die häufig nicht die Meinungen eines Individuums, sondern diejenigen einer Organisation widerspiegeln und geschrieben wurden, um die Öffentlichkeit zu informieren. Ähnliche "offizielle" Quellen sind Behördenakten, z.B. aus der Schulbehörde, Gesundheitsbehörde, Polizei. Hier tauchen massive ethische Einwände auf. Eine weitere Möglichkeit der Forschung ohne aktive Datenerhebung bieten sowohl verbale Datenquellen, wie etwa Romane, Zeitungsberichte oder Radioreportagen, als auch "visuelle" Daten (Filme, TVDramen, Videos u.ä.).

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