Stress und Stressbewältigung im Kindes- und Jugend

Stress und Stressbewältigung im Kindes- und Jugend

von: Inge Seiffge-Krenke, Arnold Lohaus

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2007

ISBN: 9783840920202

Sprache: Deutsch

295 Seiten, Download: 2447 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Stress und Stressbewältigung im Kindes- und Jugend



Coping bei essgestörten Jugendlichen und jungen Erwachsenen (S. 189)

Fabienne Becker-Stoll
1. Einleitung
Die Copingforschung hat gezeigt, dass die meisten Jugendlichen zur Bewältigung von Belastungen in diesem veränderungsintensiven Entwicklungsabschnitt adaptive, funktionale Bewältigungsstrategien einsetzen (Frydenberg, 1997, Seiffge-Krenke, 1995). Es gelingt ihnen, eine reflektierte Problemanalyse vorzunehmen und soziale Unterstützungsressourcen zu aktivieren, etwa in der Suche nach Gesprächen und emotionaler Unterstützung bei Freunden oder anderen Vertrauenspersonen.

Etwa 20% der Jugendlichen zeigen jedoch dysfunktionale Copingstrategien, wie Problemvermeidung, Verleugnung und fatalistischen Rückzug (Seiffge-Krenke, 1993, 1998). Die maladaptive Bewältigung der Anforderungen dieses Entwicklungsabschnittes steht in engem Zusammenhang mit vielfältigen psychischen Beeinträchtigungen, vor allem depressiven Symptomen.

Diese Zusammenhänge konnten inzwischen auch längsschnittlich nachgewiesen werden, wobei sich zeigte, dass vermeidendes Coping mit einer schlechten Anpassung nach einem (Herman-Stahl, Stemmler &, Petersen, 1995) bzw. nach bis zu vier Jahren (Seiffge-Krenke, 1999) in Zusammenhang stand.

2. Essstörungen: Diagnose, Epidemiologie und Ätiologie
Im medizinischen Sinn sind Essstörungen psychische Krankheiten. Es werden im Wesentlichen die beiden Formen Magersucht (Anorexia nervosa) und Ess-Brech- Sucht (Bulimia nervosa) unterschieden. Betroffen sind vor allem Mädchen und junge Frauen zwischen 12 und 25 Jahren, selten auch Jungen, das Verhältnis liegt etwa zwischen 1:10 und 1:20 (Brunner &, Resch, 2004, DSM-IV, Saß, Wittchen, Zaudig &, Houben, 1998, ICD-10, Dilling, Mombour &, Schmidt, 1993, Köhle, Subic-Wrana, Albus &, Simons, 2003, von Wietersheim, 2003).

In der Literatur wird die Häufigkeit der Magersucht auf 0.5 bis 3% der Frauen in dieser Altersgruppe, die der Bulimie auf 2 bis 8% geschätzt (Cuntz &, Hillert, 2000, Habermas, 1997, Isenschmid-Gerster, 1999, Saß et al., 1998). Die Symptome der Essstörungen sind in der klinischen Diagnostik (vgl. Saß et al., 1998, S. 617-624, Dilling et al., 1993, S. 199-205) exakt beschrieben und werden daher im Folgenden nur kurz dargestellt.

Augenfälligstes Attribut der Anorexie ist die Ablehnung der Betroffenen, ein für Alter und Größe angemessenes Gewicht aufrechtzuerhalten. Dieser Gewichtsverlust wird gewöhnlich mit Hilfe einer Reduktion der Nahrung erreicht. Als unangemessenes Verhalten zur Gewichtsreduktion wird neben Fasten auch übermäßige sportliche Betätigung gewertet.

Vor einer Gewichtszunahme bestehen ausgeprägte Ängste, die auch durch das Untergewicht nicht gemildert werden. Bei an Anorexie erkrankten Personen ist die Wahrnehmung der eigenen Figur und des eigenen Körpers beeinträchtigt, das Selbstwertgefühl und die Selbstbewertung sind in extremer Weise vom Körpergewicht abhängig. Bei postmenarchalen Frauen besteht eine Amenorrhoe, die als Indikator für endokrinologische und physiologische Störungen gilt.

Bei der Bulimie (Bulimia nervosa) stehen Heißhungerattacken und die kompensatorischen Maßnahmen, wie herbeigeführtes Erbrechen und Missbrauch von Laxativen im Vordergrund, die oft mehrfach täglich über Jahre bestehen. Eine Diagnose wird dann gestellt, wenn die Frequenz der Heißhungerattacken und kompensatorischen Maßnahmen mindestens zweimal pro Woche über drei Monate auftritt. Heißhungerattacken und herbeigeführtes Erbrechen gehen oft mit einem Verlust des Kontrollgefühls über das eigene Verhalten einher.

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