Lehrbuch Statistik - Einstieg und Vertiefung

Lehrbuch Statistik - Einstieg und Vertiefung

von: Rainer Leonhart

Hogrefe AG, 2013

ISBN: 9783456952581

Sprache: Deutsch

841 Seiten, Download: 8376 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Lehrbuch Statistik - Einstieg und Vertiefung



1 Über den Umgang mit Statistik (S. 3-4)

1.1 Statistik richtig lehren und lernen

Dieses erste Kapitel soll den Studienanfängern die Relevanz des Faches Statistik nahebringen und auch (so wünscht es sich zumindest der Autor) Interesse und Lernmotivation wecken. Nach dem Lesen dieses Abschnitts soll dem Leser die Antwort auf die Frage “Warum das Ganze?” zumindest teilweise beantwortet sein.

Statistik ist sicherlich im Allgemeinen nicht das beliebteste Fach unter den Studierenden (und meistens auch nicht unter allen Dozierenden). Unbeliebt oder gar gehasst wird es von vielen Studierenden als “Muss” oder als “Pflichtübung” verstanden. Dabei ist es die wichtigste Grundlage für eigenes wissenschaftliches Arbeiten und das Verstehen und Bewerten der Forschungsarbeiten anderer Personen.Wissenschaftliche Methodik ist die Brücke vom Glauben zumWissen. Nur wer grundlegende Kenntnisse in der Statistik hat, kann zwischen subjektiver Vermutung und objektivem Beweis unterscheiden. Beispielsweise greifen wir gerne bei der Entscheidung vor dem Kauf eines neuen Mobiltelefons auf “Studien” anderer Personen zurück. Wir suchen im Internet und in Fachliteratur Bewertungen der uns interessierenden Produkte. Einerseits lesen wir diese Bewertungen durch, anderseits relativieren wir diese Bewertungen nach verschiedenen Kritikpunkten. Gibt es eine wirtschaftliche Verknüpfung zwischen der Fachzeitschrift und dem Hersteller des Produkts? Erscheint der Bericht objektiv und wurde die Studie standardisiert durchgeführt? Ist die Benotung korrekt? Ähnliche Fragen müssen auch bei wissenschaftlichen Studien gestellt werden. Manche Antworten sind leicht zu finden, für andere braucht es gute Kenntnisse in Statistik. Ein Ziel dieses Buches ist es,Wissen und sehr gute Standards zu vermitteln.Auch soll der Studierende erkennen, wann diese eingehalten werden und wann nicht.

Mit der Einführung der neuen Studiengänge und Studienabschlüsse hat sich auch teilweise die Lehr- und Lernkultur verändert. Durch den gestiegenen Notendruck kommt von den Studierenden vermehrt die Frage “Muss ich das lernen?”, beziehungsweise “Muss ich das für die Klausur (auswendig) können?”. Der Kompetenzerwerb steht leider oft im Hintergrund. Dies fordert den Lehrenden noch mehr als früher. Wissens- und Kompetenzvermittlung ist gerade in den methodischen Fächern schwierig, da den Studierenden der Sinn der Lehrinhalte oft nur schwer zu vermitteln ist. Doch welcher anschauliche Vergleich kann dem Studierenden den Einstieg in das Fach erleichtern? Statistik erlernen (und die Statistik-Prüfungen bestehen) ist ähnlich dem Führerschein-Erwerb. Als Dozent in diesem Fach fällt oft die Entscheidung schwer, wie viel Stoff und in welcher Tiefe unterrichtet werden sollte. Einerseits sollte ein ausreichender theoretischer Hintergrund gegeben sein, damit die theoretische Fahrprüfung beziehungsweise die Statistik-Klausur erfolgreich bestanden werden kann. Andererseits sollten Studierende auch praktische Fähigkeiten erworben haben, welche für die praktische Prüfung benötigt werden. Diese praktische Prüfung findet für das Fach Statistik während des Studiums in Form von Praktika und Abschlussarbeit statt. Nach dem Studium werden diese praktischen Fähigkeiten im beruflichen Alltag benötigt. Noch während des Studiums ist es analog zur Fahrschule wichtig praktisch zu üben und aktiv Forschungsmethoden anzuwenden. Die Ergebnisse der gemeinsamen Bemühungen von Dozierenden und Studierenden werden in unterschiedlichen Typen von “Verkehrsteilnehmern” abgebildet, die in verschieden großen Anteilen auftreten.

Typ Fahranfänger: Dieser Typ tastet sich vorsichtig durch den Straßenverkehr und beachtet alle Regeln. Er führt Schulterblicke mehrmals durch, ist immer angeschnallt, fährt sehr vorsichtig und beachtet alle Geschwindigkeitsbegrenzungen. Dies ist der typische Studierende, dem die Praxis fehlt, wobei er bei genügend Übung auf gutemWege zum Experten ist.

Typ sicherer Fahrer: Fährt intuitiv und fahrsicher. “Vergisst” möglicherweise einmal eine Geschwindigkeitsbegrenzung, kommt aber trotzdem sicher an das Ziel. Dieser Typ fährt regelmäßig, so dass die Fahrpraxis automatisch erhalten bleibt. Dies ist ein Studierender oder Absolvent, der durch das Lesen wissenschaftlicher Arbeiten und eigene Forschung die Kenntnisse anwendet und vertieft, wobei er in deren Anwendung immer sicherer wird.

Typ Raser: Dieser Typ fährt rücksichtslos und gefährdet ständig sich und andere Verkehrsteilnehmern. Er ist überzeugt, dass für ihn Sonderregeln gelten und er sich nicht an die Verkehrsregeln halten muss, die für “die Anderen” verfasst wurden. Dies ist ein Absolvent, der bei der Verwendung eines Statistik- Programms wild drauflosklickt, ohne nachzudenken oder die Voraussetzungen der statistischen Verfahren zu prüfen. Er produziert viele Ausgaben und publiziert die “günstigen” beziehungsweise gibt diese weiter. Analog zum Raser im Straßenverkehr besteht hier die große Gefahr eines Unfalls. Im Kontext wissenschaftlicher Arbeit bedeutet dies, dass Studienergebnisse ohne große Kritikpunkte von anderen übernommen und beispielsweise als Argumente in politischen Diskussionen und Entscheidungsfindungen verwendet werden.

Typ Sonntagsfahrer: Fährt vorsichtig und mit viel Bedacht. Ist oft zu langsam unterwegs und braucht sehr lange, um das Ziel zu erreichen. Es liegt eine große Unsicherheit vor. Hierbei handelt es sich um Absolventen, die das Studium vor längerer Zeit beendet und danach wenig bis keine statistischen Methoden angewandt oder empirische Arbeiten gelesen und bewertet haben.

Typ Nie-Fahrer: Hat zwar den Führerschein gemacht, traut sich aber, oft wegen eines kleinen Unfalls in der Vergangenheit, nicht mehr hinter das Steuer. Lässt sich sozusagen von anderen Personen durch die Gegend fahren und ist somit von diesen Personen extrem abhängig. Je weiter die Fahrpraxis in der Vergangenheit liegt, desto schwieriger wird derWiedereinstieg. Für den Studierenden bedeutet dies, dass mangelnde Methodenkompetenz zu maximaler Abhängigkeit im Studien- und Berufsleben führt.

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